Wichtige Fragen
Nach Frankreich zu ziehen, ist nicht, wie mal eben um die Ecke oder auch nur vom einen Ende der Schweiz zum anderen zu ziehen.
Ein Do-it-yourself-Umzug ist nicht zu empfehlen, da es ja über eine EU-Grenze geht und dabei vor allem zolltechnisch Einiges beachtet werden muss. Das heisst, es braucht ein professionelles Umzugsunternehmen mit Erfahrung in internationalen Umzügen. Um ein Umzugsunternehmen zu finden, kann man die verschiedenen Plattformen für erste Offerten nutzen und/oder in den entsprechenden Auswanderergruppen nach Erfahrungen fragen. Auf jeden Fall sollte man immer die Bewertungen genau lesen. Auch wenn das nicht immer hilft: Unser Unternehmen war auf Google hervorragend bewertet, hat uns aber im Nachhinein einiges an Nerven gekostet.
Je nach Umfang und Komplexität des Haushalts lohnt sich ein Hausbesuch seitens des Umzugsunternehmens und dazu eine selber erstellte und mit dem Unternehmen abgestimmte Inventarliste. Die Volumen-Schätzungen der Unternehmen werden dennoch stark variieren, ebenso die Preise. Wenn eine Schätzung sehr daneben erscheint, einfach nachfragen.
Wir hatten zwei Berater im Haus, von denen wir viel gelernt haben, was die verschiedenen Kostenaspekte und sonstigen Faktoren eines solchen Umzugs betrifft:
Wie lange dauert der Umzug?
Je nach Entfernung (Umzugslaster fahren weniger schnell als Privatautos) kommen schnell zwei bis mehrere Tage zusammen fürs Einladen, für die Hinfahrt, fürs Ausladen und für die Rückfahrt.
Wenn dann noch das gleiche Arbeiterteam mitfährt, wird es teurer wegen Lohnunterschieden, Übernachtungskosten, etc. Meist wird so ein Umzug vom Unternehmen jedoch an einen Speditionspartner in Frankreich delegiert.
Mit USM Möbeln umziehen.
Achtung bei Spezialmöbeln wie USM Haller. Hier braucht es einen Spezialisten, um die Möbel bei Bedarf für den Transport auseinander zu nehmen und danach vor Ort wieder zusammen zu montieren. Und diese Spezialisten sind in Frankreich dünn gesät, müssten also schlimmstenfalls zu entsprechenden Kosten mitfahren. Wir haben daher eines unserer zwei USM Sideboards noch in der Schweiz verkauft und das Andere vor dem Umzug in ein kleines und ein grösseres Sideboard teilen lassen.
Zufahrt zum Haus:
Auch ein Kostenfaktor: Wie nahe kommt der Laster zum Aufladen und Entladen ans Haus heran? Gibt es enge Kurven oder Zufahrten? Braucht es eine Strassensperrung? Wie viele Treppen, Stockwerke, Zugänge zum Haus gibt es? Hier sollte man unbedingt auch an das Haus in Frankreich denken, denn die Strasse dort können sehr eng sein und Umzugslaster sehr gross. Am besten alles ausmessen bzw. dem Umzugsunternehmen mit Google Maps und Street View einen Einblick in die Anfahrtssituation geben. Unser Umzugsunternehmen hat sich daher statt einem grossen Laster für einen kleineren Laster mit Anhänger entschieden, der die enge Kurve in unsere Zufahrt besser hinbekam.
Selber packen oder packen lassen?
Die Möbel packt auf jeden Fall das Umzugsunternehmen ein. Dabei wird alles in Decken und Folie gehüllt, damit die Möbel optimal auf und übereinander gestapelt werden können. Kleinzeug wie Geschirr, Bilder etc. kann man selber packen, um Geld zu sparen. Man bekommt natürlich keine Versicherungsleistung, wenn dabei etwas kaputtgeht. Allerdings habe ich bei all meinem Umzügen in vierzig Jahren immer alles mit viel Zeitungen und gesundem Menschenverstand selbst verpackt und jedes Mal höchstens eine Tasse oder ein Glas verloren. Auch diesmal ist alles, was wir verpackt hatten, bis auf ein Weinglas, heil geblieben. Ein Regal wurde dagegen von den Umzugsleuten beschädigt – da warten wir bis heute auf eine Stellungnahme bzw. Erstattung seitens des Unternehmens.
Kartons und Zeitungen
Umzugsunternehmen bieten zwar für alles und jedes einen Spezialkarton, aber Standardkartons bekommt man auf alle Fälle günstiger, wenn man kurz googelt. Es sollten für einen derart weiten Umzug einfach keine Bananenschachteln, sondern richtige Umzugskartons sein, die sich ganz schliessen lassen.. Die besten und günstigsten haben wir übrigens in der Hiob Brockenstube gekauft: Das sind sehr stabile Schachteln aus dicker Pappe, bei denen der Deckel ganz über das Unterteil gestülpt wird, die Griffe damit durch beide Teile durchgehen und die daher überhaupt nicht zugeklebt werden mussten. Völlig ungeeignet sind dagegen die Umzugskartons von Coop Bau & Hobby: sie sind aus dünner Pappe und haben oben und unten jeweils nur zwei Längsklappen, sind also für alles Schwere denkbar ungeeignet.
Auf jeden Fall genügend Kartons besorgen. Wir sind ein Zweipersonenhaushalt mit einer durchschnittlichen Menge an Büchern, Geschirr und Gläser (dafür einiges an Hi-Fi-Material seitens des Mannes). Wir haben insgesamt knapp 70 Kartons gefüllt. 50-60 Kartons sollten es also für 2 Personen schon sein.
Auch Papier verkaufen die Umzugsunternehmen gern und warnen vor der «Giftigkeit» von Zeitungspapier. Nachdem ich darin aber schliesslich nur mein Geschirr einwickeln will und nicht vorhabe, das Zeitungspapier abzulecken oder aufzuessen, habe ich mich da noch nie drum gekümmert und im Vorfeld des Umzugs immer viele, viele Zeitungen gesammelt.
Man bekommt zwar schwarze Finger, aber Zeitungspapier ist kostenlos und hervorragend geeignet zum Einwickeln von Bildern, Geschirr und Gläsern, zum Auspolstern von Töpfen und Pfannen und für Scharfes und Spitziges wie Messer. Diese am besten in mehrere Lagen Papier wickeln und flach auf dem Boden des Kartons verteilen. Zeitungen eignen sich auch für alle Essig-, Öl- und sonstigen Flaschen, die man sicherheitshalber im Karton zusätzlich noch in eine Plastiktüte oder einen -Behälter stellen kann. Für Lampen, Bilderrahmen, und anderes, das nicht in Kartons passte und eingewickelt werden musste, hatten wir dazu noch eine grosse Rolle Luftpolsterfolie gekauft.
Früh anfangen mit Packen
12 Wochen vor dem Umzugstermin ist nicht zu früh, um Dinge einzupacken, die man in den nächsten Wochen nicht unbedingt braucht – vor allem, wenn gleichzeitig auch noch ausgemistet werden soll, was nicht mitkommt. Ein Umzug ist ein bisschen wie eine Häutung: man sollte die Gelegenheit nutzen, um alle Dinge loszuwerden, die man im letzten Jahr nicht mehr genutzt hat oder die man einfach nicht mehr braucht. Und das ist meist mehr, als man meint.
7-10 Tage vorher sollte alles, was nicht mehr täglich gebraucht wird, soweit verpackt sein, dass man die definitive Inventarliste anlegen und an das Umzugsunternehmen übermitteln kann.
Den Zoll nicht vergessen.
Da die Schweiz ja EU-Ausland ist, kann das Haushaltsgut nur dann zollfrei über die Grenze, wenn es sich um die Verlegung des Hauptwohnsitzes nach Frankreich handelt. Das heisst, man muss erstens nachweisen, dass es sich um einen Hauptwohnsitz handelt (Kaufvertrag, Stromrechnung, etc.) und zweitens, dass man sich in der Schweiz abgemeldet hat. Diese Unterlagen braucht das Umzugsunternehmen, um sie am Schweizer Zoll und dann am französischen Zoll vorzulegen. Für den Zoll muss man auch eine Inventarliste anlegen, die alles enthält, was gezügelt wird, jedes Möbelstück, jedes Gebinde und jeden Karton mit ungefährem Inhalt und Warenwert.
Auch das Auto muss verzollt werden. Im Angebot unseres Umzugsunternehmens war explizit die Verzollung des Fahrzeugs mit aufgeführt. Man gab uns zusätzlich mündlich die Auskunft, dass wir mit dem Auto völlig unabhängig vom Umzugslaster und jederzeit über die Grenze fahren könnten. Am Umzugstag stellte sich dann heraus, dass diese Auskunft völlig falsch war und wir das Auto mit allen Dokumenten persönlich durch den Zoll bringen sollten. Da es dazu dann schon zu spät am Tag war, mussten wir ein paar Tage nach dem Umzug die ganze Strecke zurück fahren und das Auto nachträglich selbst durch den Zoll bringen. Also hier unbedingt im Vorhinein schriftlich abklären, was genau von wem gemacht wird.
Und die Katzen?
Katzen und sonstige Haustiere müssen glücklicherweise nicht verzollt werden. Man muss sie aber innerhalb einer Woche nach Ankunft mit dem EU-Haustierpass, mit Chipnummer und Tollwutimpfung beim französischen Tierarzt vorstellen. Dieser bescheinigt die ordnungsgemässe Einfuh, womit die Tiere dann bei ICAD, dem französischen Haustierregister angemeldet werden können. Wichtig: Für die Tollwutimpfung gibt es einen bestimmten Zeitraum, der eingehalten werden muss – also entsprechend zeitlich planen!