Umzug nach Frankreich: Erste Lektionen

Umzug nach Frankreich: Erste Lektionen

Wir waren eine knappe Woche in Capestang zur Übernahme des Hauses. Donnerstag sollten uns die Vorbesitzer in die Geheimnisse des Hauses, des Gasboilers, der Gartenwasserpumpe, etc. einführen. Gleichzeitig sollte ein Mitarbeiter von Bouyges dort anrufen, damit wir das bestehende Telekom- und Internetabo fortführen konnten.

=> Lektion 1: Spar nicht am Umzugsunternehmen.
Es wurde dann unerwartet stressig, weil die Vorbesitzer ein rumänisches “Unternehmen” mit dem Umzug nach England beauftragt hatten. Der Umzugslaster hätte am Morgen um neun Uhr auf der Matte stehen sollen, war jedoch irgendwo liegengeblieben und der Ersatz erschien erst abends um fünf – mit einem einzigen Packer, sodass die Vorbesitzer noch beim Beladen mit anpacken mussten. Da wir verabredungsgemäss am Nachmittag mit der Maklerin dort ankamen, tigerten wir erst müssig durch Garten und Haus bzw. halfen mit beim Beladen.

=> Lektion 2: Ruf immer selber an.
Von Bouygues meldete sich niemand, also riefen wir mithilfe unserer Maklerin selbst an und nach einigem Hin und Her am Telefon bez. Schweizer Emailadresse und Mobilnummer war das geklärt. Uff!

=> Lektion 3: Beauftrage niemals einen Handwerker mit substantiellen Arbeiten an deiner Immobilie ohne Nachweis der Versicherung.
Endlich waren die Vorbesitzer fertig mit Ausräumen, Christian machte den Einführungsrundgang mit ihnen, alles okay. Die Nacht vor dem Notartermin war dann vor Aufregung relativ schlaflos. Am Freitagmorgen führte uns der Notar anderthalb Stunden lang durch den Kaufvertrag. Alles war eigentlich wie im Vorvertrag, ausser dass sich in der Zwischenzeit herausgestellt hatte, dass die Vorbesitzer alle Arbeiten am Haus von Handwerkern ohne Versicherung bzw. ohne Nachweis der Versicherung hatten ausführen lassen. Mit dem Ergebnis, dass sie nun ab dem Datum der Fertigstellung der Arbeiten zehn Jahre lang selbst haften, falls die Arbeiten nicht richtig ausgeführt worden sein sollten.

=> Lektion 4: Sichere Dir im Vorfeld eine französische Mobilnummer über eine zweite SIM-Karte oder eSIM. Eröffne im Vorfeld bzw. baldmöglichst ein französisches Bankkonto.
Danach sassen wir mit unserer hervorragenden Maklerin noch eine halbe Stunde in der Warteschlaufe bei EDF (Electricité de France), um den Stromanschluss nahtlos weiterzuführen. Die Weiterführung des Wasseranschlusses klärten wir selbst telefonisch am Nachmittag mit Suez. Beim Gas war es etwas komplizierter, da das Unternehmen Dyneff das Ganze zwar online ermöglicht, dabei aber weder Schweizer Mobilnummern noch Schweizer Bankkonten akzeptiert. Für die Eröffnung eines Bankkontos wiederum braucht es zwingend einen Termin in der Bank und den bekamen wir frühestens am Tag vor der Rückreise im Nachbardorf. Aber wenigstens versicherte mir die Dame am Telefon, dass das Gas nicht abgestellt werde.

=> Lektion 5: Nimm immer ALLES an Unterlagen mit, was Du vorstellbarerweise gebrauchen könntest. Nutze die Möglichkeiten moderner Online-Banken.
Freitag und Samstag versuchte ich erfolglos, unser Kundenkonto bei Bouygues online anzulegen. Keine Chance, trotz eines langen Telefonats mit dem Support. Und ein Mobilabo liess sich ebenso nicht online abschliessen wegen dem noch fehlenden Bankkonto. Also weiter Warten auf Montag. In der Zwischenzeit haben wir unseren neuen Garten besser kennengelernt und ein paar Kartoffeln und Zwiebeln gepflanzt.

Am Montagmorgen standen wir bei Ladeneröffnung bei Bouygues in Béziers auf der Matte. Der Verkäufer war sehr nett, aber leider hiess es auch hier, dass das System zwar europäische, aber keine Schweizer IBAN akzeptiert. Also fuhren wir wieder nach Hause und am Nachmittag zu unserem Termin bei der Bank in Puisserguier. Hier wurden neben dem Nachweis des Wohnsitzes (notariell bestätigter Kaufvertrag in unserem Fall) unsere letzten Schweizer Steuererklärungen verlangt. Das hatte ich leider überlesen, sodass wir unsere Steuerberater zuhause anrufen und sie bitten mussten, die Steuererklärungen schnell als PDF an unsere Emailadressen zu verschicken. Die Kontoeröffnung dauerte dann über eine Stunde und unsere IBAN würden wir auch hier nicht sofort zugeteilt bekommen, da die Kontoeröffnung immer erst noch über die Zentrale abgesegnet werden muss.

Glücklicherweise fiel mir dann ein, dass ich mir vor ein paar Wochen ein Konto bei der europäischen Onlinebank WISE eröffnet hatte, um bessere Umtauschkurse für Überweisungen zu erhalten und gebührenfrei in Frankreich mit der Kreditkarte bezahlen zu können. Und mein Eurokonto bei WISE hat eine belgische IBAN – hurra!

=> Lektion 6: In Frankreich heisst ein erstes Nein meistens nicht wirklich Nein. Wenn man nett bleibt, seine Probleme klar schildert und an die Hilfsbereitschaft des Gegenübers appelliert, wird dieser in aller Regel tun, was er kann, um zu helfen.
Also zurück zu Bouygues nach Béziers. Dort sagte uns ein anderer Verkäufer zuerst ziemlich barsch, dass er uns keine Mobilabos im Laden verkaufen könne, das müssten wir online machen. Aber nachdem klar wurde, welche Probleme wir mit dem Onlinekonto hatten und er dann auch mal nachsah, was sein Kollege am Morgen an Informationen hinterlegt hatte, tat er alles, um uns zu helfen und wurde immer netter und liebenswürdiger – obwohl die Schlange hinter uns immer länger wurde.

=> Lektion 7: Bring viel Zeit und Geduld mit, wenn irgendetwas online eingerichtet werden soll.
Jetzt sind wir erstmal wieder zuhause – was sich aber gar nicht mehr wirklich wie zuhause anfühlt…

Und auch hier zuhause sitze ich Stunden am Computer, um die verschiedenen Abonnements und Services unter einen Hut zu bekommen bzw. überall die Online-Konten richtig einzurichten. Alle Online-Konten – ob Dynnef/Gas, Suez/Wasser oder EDF/Strom – stehen und fallen jedoch mit der Mobiltelefonnummer. Für diese hatten wir ja gestern physische SIM-Karten und Abos gekauft und heute billige Zweit-Mobiltelefone (da es bei Bouygues keine eSIM gab). Die SIM-Karten liessen sich jedoch nicht aktivieren und die Abos waren im «Espace Client» nicht aufzufinden. Der Chat auf der Webseite von Bouygues funktionierte nicht, am Telefon wurde die Festnetznummer nicht erkannt und aufgehängt. Über die Facebookseite und Messenger kam ich jedoch an den Bot und der verwies mich irgendwann an einen Menschen weiter – der mir dann auch half. Anscheinend waren die Abos in einem anderen «Espace Client» aufgesetzt worden – dabei haben wir ja gar keinen anderen. Aber egal. Das war dann irgendwann mal durch. Bei Suez (Wasser) war leider immer noch der alte Hausbesitzer unter den Zugangsdaten gelistet – also auch hier eine Message an das Kundencenter mit der Bitte um Aufklärung zur weiteren Vorgehensweise. Das EDF-Stromkonto liess sich einrichten – bis die völlig legitime Postleitzahl als inkorrekt bezeichnet wurde. Anfragen ans Online-Kundencenter werden bei EDF laut Rückmeldung innerhalb von 2 Arbeitstagen beantwortet…
Bei Dyneff (Gas) ging soweit alles gut, bis es ans Zahlen der Kaution ging. Keine einzige Kreditkarte wurde akzeptiert. Die nette Dame am Telefon erstellte mir dann ausnahmsweise den Vertrag übers Telefon. Mittlerweile musste ich mich furchtbar konzentrieren, damit ich überhaupt noch wusste, welche Nummer und welche Angaben wo zu finden waren. Aber es klappte alles und um kurz vor sieben Uhr abends war nun wenigstens das Gas-Abo eingerichtet.

Aber wozu gibt es Champagner!?
Jetzt köpfen wir erstmal diese schöne Flasche und stossen an auf das Glück im Leben!

Eine Flasche Dom Perignon Champagner zum Anstossen auf unser neues Leben und unseren Umzug nach Frankreich

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