Das französische Gesundheitssystem
Das französische Gesundheitssystem ist grundsätzlich sehr gut. Wer in Frankreich versicherungspflichtig ist, ist bei einer der regionalen CPAM grundversichert, den Caisses Primaires d’Assurance Maladie. Sie gehören zum Krankenversicherungsbereich der Sozialversicherung und sind zuständig für die Kostenerstattung für medizinische Leistungen bei Unfall, Krankheit, ob im privat oder beruflichen Bereich, für Zahnersatz, Brillen, Hörgerate, sowie für Impfungen und Vorsorgeuntersuchungen und bei Schwangerschaft.
Wie auch in der Schweizer Grundversicherung erstattet die CPAM nicht jede Art von Kosten und nicht den gesamten Betrag. Es bleibt meist ein Selbstbehalt, den Versicherte selbst übernehmen müssen. Das geht von 20% Selbstbehalt für Krankenhauskosten, über 30% für Arztkosten bis zu 35% für Krankentransport und 40% für Massagen, Physiotherapie oder Laboranalysen. Erstattungsfähig sind grundsätzlich auch nur Behandlungskosten, die den Vorgaben und Sätzen der Krankenkassen entsprechen und nicht die Kosten, die ein Arzt z.B. in einer Honorarvereinbarung aufführen könnte.
Auch für Medikamente gilt ein Selbstbehalt. Unersetzbare und kostenintensive Medikamente wie z.B. Krebsmedikamente werden voll erstattet. Für behandlungsnotwendige Medikamente wie z.B. Antibiotika gilt ein Selbstbehalt von 35%, für Medikamente für leichtere Beschwerden oder mit geringer Heilwirkung, z.B Homöopathika, gilt ein Selbstbehalt von 70-85%.
Vollständige Kostenerstattung gibt es jedoch bei besonders schweren Krankheiten, bei schweren chirurgischen Eingriffen, für Krankenhauskosten ab dem 31. Tag und für spezielle Medikamente.
Daher braucht es die so genannten Mutuelles, die Zusatzversicherungen. Diese gibt es wie Sand am Meer. Es ist unmöglich, pauschal Empfehlungen abzugeben, da es auf den Familienstand ankommt und auf viele weitere Aspekte.
Die Abrechnung ist nicht einheitlich geregelt. Versicherte müssen den Arztbesuch meist selbst bezahlen, bevor sie eine Kostenerstattung beantragen können. Für einen normalen Arztbesuch sind das zwischen €25 und €100, je nach Arzt, also nicht die Welt. Andere Leistungen werden teilweise direkt mit der Kasse abgerechnet. Mit der Carte Vitale geht das automatisch an die Krankenkasse und auch an die Mutuelle, sofern diese im Ameli-Konto eingetragen wurde. Ameli ist das Acryonym für Assurance Maladie en ligne – also die Plattform für alle Anliegen aber auch für den privaten Espace Santé, auf den Untersuchungsresultate hochgeladen werden und den man auch selbst mit Daten versorgen kann.
Auch die Krebsvorsorge wird nicht völlig dem Versicherten überlassen, sondern es gibt regelmässige Krebsvorsorgeaktionen, die zentralisiert ausgelöst werden. Da kommt dann zum Beispiel ein Brief der CPAM mit der Einladung, sich zu einem Brustkrebsscreening anzumelden. Entweder beim Radiologen des Vertrauens (der meist erst Monate später einen Termin anbietet) oder aber in einem Mammobil, das an einem bestimmten Tag in die Gemeinde kommt.
Das steht dann bei uns hier auf dem Parkplatz des Supermarkts und wer eine halbe Stunde vorher kommt, hat gute Chancen, auch schnell dranzukommen. Drinnen gibt es alles, was es braucht. Einen Empfangsbereich, inen Umkleidebereich, ein Röntgengerät und einen netten Arzt, der noch das nötige Abtasten und Interview vornimmt. Fertig, erledigt!
Oder ein Brief zum Thema Darmkrebs, mit dem man einen Selbsttest anfordern kann. Dieser kommt dann mit Tübchen und Röhrchen und Beutelchen und allem Drum und Dran. Es braucht dann zwar noch etwas privates Tüfteln, um wirklich eine Probe zu entnehmen, aber auch das funktioniert und geht dann per Post ins Labor. Nach 2-3 Wochen hat man das Resultat und wie bei allen
Tipp:
Sich sobald wie möglich beim Arzt in der Gemeinde vorstellen, auch wenn nichts akut anliegt. Damit hat man sich schonmal kennengelernt, hat einen “medecin traitant” (=Hausarzt) und bekommt dann auch eher einen Termin, wenn mal was ist.
Mehr Infos gibt es auch hier bei Ute Pantel: https://www.relocation-toulouse.com/2020/09/27/krankenversicherung-in-frankreich/