Was ist wirklich wichtig?

Was ist wirklich wichtig?

Als wir noch auf Recherchereisen waren, abends müde hier ankamen, die Strassen dunkel und eng und so anders als daheim, und selbst noch als wir den Kaufvertrag unterschrieben, fragte ich mich immer, ob ich mich je an das leicht Marode, Baufällige, Verlotterte, Heruntergekommene hier gewöhnen würde. Löcher in den Strassen und kaputtes Pflaster. Unverputzte Mauern und abbröckelnder Putz. Rostige Drähte und vogelverdreckte Kabel. Wasserflecken. Unkraut. Cafés mit dem Charme einer ungeheizten sibirischen Bahnhofshalle, die mit Möbeln vom Sperrmüll eingerichtet wurde.

Immerhin kamen wir ja aus der Schweiz, wo immer alles neu oder wenigstens sauber, adrett und ordentlich ist.

Heute, nach zwei Monaten, fällt mir das Verlotterte kaum noch auf. Wo es drauf ankommt, wo es wirklich wichtig ist, stimmt und funktioniert ja alles.

Heute frage ich mich im Gegenteil, ob mir die Schweiz bei unserem nächsten Besuch unangemessen aufgebrezelt vorkommen wird. Ich bin gespannt.

Photo by Jean-Luc Benazet on Unsplash


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