Goodbye Olten

In der Bäckerei neben meinem früheren Geschäft schenkten sie mir heute einen Nussgipfel. Daniel, der Inhaber, und sein langjähriger Mitarbeiter. Wir waren über 10 Jahre Nachbarn an der Mühlegasse. Sie produzierten Brot und Zuckergeschleck und ich beglückte meine Kunden mit Geräten für ein Musikerlebnis ohnegleichen. Dann begab ich mich zum Coiffeur. Er stammt aus Kairo und lebte dann in Sharm el Sheikh und dann kam er nach Olten, eröffnete sein Geschäft und nannte es Stadtcoiffeur. Das ist die richtige Einstellung. Wir kennen uns noch nicht lang. Ich bezahle immer mehr, als es kosten würde. Nun muss ich einen neuen Coiffeur suchen. Ich habe in Capestang schon einen im Auge.

Vor zwei Tagen verstarb ein junger Bekannter/Freund/Kollege von mir. Er wurde 31 Jahre alt. Als ich nach Olten kam, erblickte er gerade das Licht der Welt. Und ich erblickte ihn im Spital beim Besuch am Kindbett meiner Nachbarin, seiner Mutter. Nun ist er tot und ich bin fast doppelt so alt wie er wurde und darf nach Südfrankreich um dort mein Leben zu geniessen. Wo bleibt da die Gerechtigkeit? Ich muss mich in Demut eine Weile hinsetzen, hier und dort, um meine Grösse wiederzugewinnen. Es geht nicht anders. Ich bin so erschüttert.

1991 heiratete ich das erste Mal – wie sich später herausstellen sollte – und 2022 heiratete ich das zweite Mal, auch in Olten und das hätte ich 1991 nicht gedacht. Der Vorteil der Vergangenheit ist, dass man das Ende der Geschichten kennt. Der Vorteil der Zukunft ist, dass einem genau das erspart bleibt. Das schönste aber ist die Gegenwart, denn sie ist unendlich klein. Selbst ein Wimpernschlag hat einen Beginn, der in der Vergangenheit liegt und ein Ende in der nahen Zukunft. Wir leben im Grunde gar nicht in der Gegenwart. Wir biegen uns in der Zeit wie auf dem Sprungbrett der Badeanstalt. Die Füsse sind in der Vergangenheit und das Eintauchen ins Wasser, mit den Fingerspitzen, in der Zukunft. Wenn man einen Kopfsprung macht, sonst ist es umgekehrt.

Ich habe die «Badi» Olten nie gemocht. Für Viele ist es ein Heiligtum. Ich glaube nicht, dass ich in 31 Jahren 31 mal dort war. Es gibt viele Dinge, die ich an und in Olten nicht mag und doch so viel, das ich es nie vergessen werde. Meine Füsse sind noch in Olten und die Fingerspitzen jucken vor Freude.

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