Südfranzösische Fauna

Südfranzösische Fauna

Von Vögeln und Schlangen,

Nicht nur Wildpflanzen, sondern auch Wildtiere scheint es hier in unserer direkten Umgebung mehr zu geben, als wir es aus der Schweiz gewohnt sind. Da sind einmal die Vögel. Hier, wie fast überall auf der Welt gibt es natürlich Spatzen, Meisen und andere Gartenvögel, dazu scharenweise Schwalben und Mauersegler. Aber auch viele Ringeltauben, Dohlen (“Chouca” auf französisch), Stare sowie zwei Vögel, die wir bisher nur aus Büchern kannten: In der Nachbarschaft nisten wunderschöne Wiedehöpfe und in den hohen Bäumen der Nachbarin singt, trillert, zwitschert, flötet, knattert, kreischt, pfeift und jodelt eine Nachtigall unermüdlich Tag und Nacht. Den Bienenfresser, der unsere Felswand im Garten vor Jahren einmal mit kreisrunden Höhleneingängen versehen hat, haben wir leider nie gesehen. Die Nachbarschaft wird ihm wohl im Lauf der Jahre zu bevölkert geworden sein.

Der Etang de Capestang

Im Etang de Capestang, von dem das Dorf seinen Namen hat (Caput stagni = das Haupt des Sumpfes), sieht man Graureiher, Silberreiher, Stelzenläufer, Nachtreiher, Löffler, Rohrdommeln, mehrere Arten von Enten, Blauracken, Rosenkranzwürger, Bussarde und andere Greifvögel, scharenweise Flamingos und sogar Ibisse – erstaunlicherweise jedoch keine einzige Möwe. Man trifft dort auch auf Bisamratten oder Biberratten (Nutria, Coypu) sowie wehrhafte blaue und rote Krebse. Ich habe dort auch die leeren Schalen von Herkuleskeulen gefunden, bin mir aber nicht sicher, wie sie dorthin gekommen sind, denn diese Schnecken leben normalerweise im Meer.

Der Etang de Capestang ist übrigens eine 13km2 grosse, ca. 3m über Meeresspiegel liegende, Senke und ein riesiges Feuchtgebiet aus Kanälen, Teichen, Grasland und einem der grössten Schilfgürtel Europas. Früher, bevor er, für Landwirtschaft und gegen Malaria, zum Grossteil entwässert wurde, war er natürlich noch sehr viel grösser. Er hatte sogar eine direkte Verbindung zum Mittelmeer, das Wasser war salzig und es gab Salinen. Ausserdem diente er wohl der Blutegelzucht und zum Anbau und Ernte von Schilfrohr für Dächer etc. Heute wird der Etang de Capestang durch mehrere Süsswasserbäche gespeist und sein Wasser ist nicht mehr wirklich salzig. Er ist ein Natura-2000-Gebiet sowie ein besonderes Schutzgebiet für Vögel. Dennoch geht man in der Jagdsaison dort besser nicht im Schilf spazieren, denn Enten sind nicht geschützt. Sein Wasserstand schwankt je nach Jahreszeit und Niederschlag. Als wir ihn 2022 im Hochsommer zum ersten Mal von nahem sahen, war er ziemlich ausgetrocknet und es gab leider auch ein massives Vogelsterben, verursacht durch Botulis-Bakterien in den stehenden und zu warm gewordenen Gewässern. Dieses Jahr sehen wir, jetzt im Juni, vom Fenster aus, noch relativ grosse Wasserflächen und hoffen, dass dieser Sommer nicht so trocken und heiss wird wie der letzte.

Wildschweine und Schlangen

Sonstige Wildtiere, wie Hasen oder Rehe, sieht man als normaler Spaziergänger eher selten, da es hier unten keine grossen, dichten Wälder gibt und somit wenig Rückzugsmöglichkeiten für sie. Die vielen Wildschweine machen sich jedoch eshr bemerkbar – entweder durch aufgewühlten Boden oder indem sie ins Auto laufen, wie es meiner Nachbarin Violette letztes Jahr gleich zweimal passiert ist.

Und dann gibt es noch die Schlangen. Vor Kurzem durfte ich Bekanntschaft mit einer über 1-2 Meter langen und ziemlich dicken gelbgrünen Zornnatter (“Couleuvre verte et jaune” auf französisch) machen. Der dicke Monty wollte sie fangen und rannte mit einem auf Klobürste gesträubten Schwanz hinter ihr her. Keine gute Idee. Zornnattern sind zwar nicht giftig, sollen sich aber heftig zur Wehr setzen, wenn sie sich bedrängt fühlen, und dabei auch beissen und auf ihrem Gegenüber herumkauen. Diese hier gab jedoch klar Fersengeld und flüchtete mehr oder weniger gradewegs die Felswand hoch in die Dornbüsche. Es gibt anscheinend noch ein paar andere Arten Zornnattern hier, darunter Treppennatter, Vipernatter, Äskulapnatter, Schlingnatter, Girondische Glattnatter usw – alle ungiftig. Dazu gibt es jedoch die Aspisviper, erkennbar durch ihre Stupsnase, und die Kreuzotter – beide giftig, aber auch beide scheu.

Die Geckos – obwohl diese wohl eher zu den Haustieren zählen, denn sie hängen bei uns teilweise tagelang bewegungslos an der Decke, auf der Lauer auf Futter. Den dicken Monty macht das rasend… Eidechsen sieht man relativ wenig. Das könnte sich aber ändern, da wir jetzt mehrere Trockenmauern im Garten haben, die ihnen mehr Unterschlupf bieten.

Insekten und Schnecken

Weisslinge, Schwalbenschwänze (Papilio machaon) und blauschwarze Holzbienen (Xylocopa) tanzen um die Blumen, der Braune Bär (Arctia Caja) schläft tagsüber auf den Blättern. Dazu jede Menge Solitärbienen, die das Insektenhotel bewohnen. Eine Wanzenart (Ventocoris rusticus), die sich ausschliesslich von Nigella damascena ernährt – sowie Streifenwanzen und Feuerwanzen. Zikaden, Grillen und braune, grüne, oder graue Heuschrecken jeder Art und Grösse. Dazu verschiedene Arten von Gottesanbeterinnen, darunter die Empusa pennata, die im Nymphenstadium sehr fremdartig wirkt.

Nacktschnecken gibt es keine, dafür kleine Häuschenschnecken, die sich aber nicht fürs Gemüse interessieren.


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