Wer bin ich?

Wer bin ich?

Was man bei einem Neuanfang gerne ausblendet: Es ist ein Neuanfang.

Nicht nur, was die gesamte äussere Infrastruktur des Lebens betrifft. Auch für das innere Selbstverständnis.

Und so sollte ich eigentlich nicht überrascht sein, dass jetzt, nachdem die äussere Infrastruktur einigermassen steht, die inneren Fragen anklopfen und wissen wollen: “Und jetzt? Wie geht’s weiter?”

Wer oder was bin ich noch ohne meine bisherige berufliche Identität? Was oder wer will ich denn noch sein? Will ich überhaupt noch jemand sein oder will ich einfach in Ruhe entdecken können, was ich mit dem Rest meines Lebens anfangen möchte? Kann ich mir das leisten? Wa,s wenn ich dann irgendwann entdecke, dass ich doch noch das Eine oder Andere werden wollte und dann ist es zu spät dafür? Aber wenn ich jetzt einfach so im Gewohnten weiterwurstele, dann habe ich ja gar nicht die Möglichkeit, etwas Anderes zu entdecken? Undsoweiter.” Ich bin vermutlich Weltmeisterin im fruchtlosen Hamsterradgrübeln…

Glücklicherweise fiel mir heute wieder mein Lieblingssatz von Rilke ein, aus seinem Brief an den jungen Herrn Kappus im Juli 1903: «Leben Sie jetzt die Fragen. Vielleicht leben Sie dann allmählich, ohne es zu merken, eines fernen Tages in die Antwort hinein.»

Und das ist – wieder mal – die beste Antwort, die ich mir geben kann.

Photo by Tim Mossholder on Unsplash


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