Wer nach Frankreich zieht und sein Auto mitbringt, muss selbiges innerhalb von vier Wochen ummelden. Die Agence Nationale des Titres Securisés (kurz ANTS) ist dafür zuständig. Wer dort ein Konto hat, kann die Anmeldung online vollziehen.
Theoretisch.
Wer jedoch neu in Frankreich ist und auch noch keine Carte vitale (Sozialversicherungsnachweis) hat, kann kein Online-Konto bei der ANTS anlegen. Also sucht man sich ein so genannten Bureau Carte Grise, das die Anmeldung kostenpflichtig für einen erledigt. Diese findet man zuhauf über Google. Die Einen sind sicher legitim und aufrichtig bemüht. Die Anderen einfach nur teuer.
Wir haben auch so ein Bureau Carte Grise, das sogar eine physisches Büro in Beziers hat, beauftragt. Wir mussten nicht hinfahren, sondern sollten alle Unterlagen als Scan/PDF einschicken. Statt den angekündigten 4-5 Wochen dauerte es bei uns 8 Wochen, bevor die Carte Grise endlich fertig war und wir sie (nach der Zahlung eines ziemlich hohen Honorars, da importiertes Fahrzeug) per Post erhielten.
Übrigens: Man kann sich für diese Wartezeit auch ein provisorisches Anmeldezertifikat ausstellen lassen, mit dem man wiederum schonmal ein Kennzeichen bekommen und ggfs. auch gleich eine französische Versicherungspolice abschliessen kann. Unser Bureau meinte auf Nachfrage, das bräuchten wir für die kurze Wartezeit nicht. Ha.ha.
Also war die Carte grise endlich da und die Freude gross. Endlich ein französisches Kennzeichen! Endlich nicht mehr als “Tourist” durch die Gegend fahren!
Dummerweise hatte jemand, ob im Bureau Carte Grise oder bei der ANTS den Vornamen von Christian falsch buchstabiert. Trotz verschiedenster eingereichter Unterlagen, auf denen sein Name richtig geschrieben ist.
Und dummerweise kann man das nicht so stehenlassen, denn spätestens wenn man dann irgendetwas anderes bei der ANTS machen möchte, z.B. das Auto verkaufen oder abmelden, kommen die Probleme, weil der Name nicht mit dem Führerschein übereinstimmt. Und auch, wenn man später den nationalen Online-Anmeldedienst France Connect nutzen möchte, gibt es Probleme.
Wir haben also das Carte Grise Bureau angerufen und sollten am Montag vorbeikommen, damit die Sache korrigiert werden könne. Am Montag dort angekommen, hiess es, der Chef, der sich darum kümmern müsse, sei heute nicht da. Wir sollten ihn in seiner Autogarage anrufen. Wir haben ihn angerufen, er sagte uns, wir sollten die fehlerhafte Carte Grise im Bureau kopieren lassen – er würde sie dann dort abholen. Also am nächsten Tag gleich nochmal dorthin gefahren. Eine Woche später weitere Mails und Anrufe an das Bureau bzw. den Chef. Es war jeweils noch nichts passiert bzw. der Chef nicht am Telefon verfügbar.
Da wir mittlerweile auch die Carte vitale erhalten hatten mit allen Nummern drauf, haben wir dann für Christian bei Ameli (staatliche Krankenversicherung) ein Onlinekonto angelegt, damit er bei ANTS direkt den Änderungsantrag stellen konnte. Macht keinen Sinn? Klar. Ist aber (Stand Oktober 22) so: Mit den Ameli-Zugangsdaten die ANTS-Seite aufrufen, dort die Verbindung über France Connect wählen, dann wieder Ameli auswählen und sich dort anmelden und dann weiter auf die ANTS-Seite klicken. Dann und erst dann kann man selbst alle Verwaltungsmassnahmen selbst durchführen.
Theoretisch.
Praktisch funktioniert die ANTS-Webseite jedoch oft so schlecht, dass man Stunden mit dem Versuch verbringen kann, eine Anfrage zu starten, sich aus- und einzuloggen bzw. PDF (in den richtigen Dateigrössen, also unter 1 MB) hochzuladen, die dann ohne Angabe von Gründen vom System nicht akzeptiert werden.
Glücklicherweise kann man sich beim “Point Numerique” auf der Präfektur des Departments helfen lassen, wenn dieser in der Nähe liegt. Oder auch bei einem der vielen Büros von France Services, die es fast in jedem grösseren Ort gibt und die genau dafür da sind: den Leuten zu helfen, mit den Onlinediensten der Verwaltung zurande zu kommen.
Tipp: Es hilft oft, einfach einen anderen Browser zu probieren. Mit “Safari” statt “Chrome” konnten wir den Antrag zur Korrektur problemlos stellen und ca. drei Wochen später haben wir die korrigierte Carte Grise kostenlos erhalten.
Übrigens: Wenn man dann eine französische Autoversicherung hat, erhält man dort die Carte verte, den Versicherungsnachweis, der sichtbar hinter der Windschutzscheibe angebracht werden muss. Damit ist das Kartenspiel komplett.
Unterlagen für die Carte Grise:
Identitätsnachweis (Ausweis, Pass)
Wohnsitznachweis (Stromrechnung, Mietvertrag, etc.)
Kaufnachweis
EG Konformitätsbescheinigung (vor der Ausreise beim Autohändler bzw. Autoverkäufer verlangen)
Zollbescheinigung
Fahrzeugbrief
Nachweis der technischen Prüfstelle (nicht älter als 6 Monate)
Versicherungsnachweis (das Auto kann auch im Ausland versichert sein)
Führerschein
Gelernt:
Nehmt kein mehr oder weniger obskures Carte Grise Bureau, das ihr bei Google findet, sondern geht direkt zur nächsten Dependance einer nationalen Autogarage wie Norauto. Oder fragt in der Garage eures Vertrauens, ob sie euch helfen oder jemanden empfehlen können.
Prüft alle ausgefüllten Formulare, ob alles wirklich richtig drinsteht. Das ist dann zwar keine Garantie dafür, dass es auch ANTS-seitig richtig eingetragen wird, aber schaden tut es keinesfalls.
Falls ihr eure Kennzeichen online vorbestellt (z.B. bei Norauto), achtet darauf, dass ihr gleich zwei Schilder bestellt – für vorne und hinten. Wir hatten aus Versehen nur eines bestellt… Macht zwar nichts, weil sie direkt vor Ort gedruckt werden. Aber den Schreck kann man sich sparen.
Und: französische Kennzeichen sind vorne und hinten gleich gross und passen nicht in Schweizer Plastikwechselrahmen. Falls ihr die Schilder nicht direkt ans Auto genietet haben möchtet, solltet ihr vorher passende Plastikrahmen bestellen. Genietet werden muss trotzdem.
Nachtrag:
Die Versicherungskarte für das Auto ist die sogenannte Carte Verte, diese muss sichtbar innen an der Windschutzscheibe befestigt werden.
Weiterführende Links:
Infobest.eu/de: KFZ-Zulassung